Alex Bergstedt: Parabeln und Betrachtungen zum Thema Atheismus

Königin Elizabeth und der Atheismus

Es war einmal ein Pferdetrainer, der entdeckte eine neue Methode, um Pferde ohne Anwendung von Gewalt zuzureiten. Normalerweise flieht ein junges oder wildes Pferd den Menschen und wird in einem mehrtägigen oder gar mehrwöchigen Prozess gebrochen, in dem oft zu extremer Gewalt gegriffen wird, bis das Pferd sich schließlich unterwirft.
Monty, ein Mann aus Kalifornien, der von Kindheit an mit Pferden vertraut war, beobachtete, wie Pferde sich mit Zeichen wie in einer Art Sprache unterhalten und begann selbst, sich mit diesen Zeichen mit den Pferden zu unterhalten. Dadurch konnte er in wenigen Minuten eine Vertrauensbasis schaffen, auch mit Pferden, die keinen Umgang mit Menschen gewohnt waren. Sobald das Pferd dem Mann vertraute, konnte er darangehen, es sanft an den Sattel und danach an den Reiter zu gewöhnen, und kaum dreißig Minuten später ist ein Pferd dann zahm und reitfähig.
Monty wollte seine Methode auch anderen Trainern vermitteln, besonders um den Pferden unnötiges Leid zu ersparen, aber diese winkten nur ab und meinten, diese Methode könne gar nicht funktionieren. Immerhin gelang es Monty, einige Artikel in Pferdezeitschriften unterzubringen.
Die Leute, die in diesen Artikeln lasen, wie man Pferde gewaltlos, schonend und zudem viel schneller und effizienter reitfertig machen kann, unternahmen aber meistens nicht das Geringste, um die neue Methode einmal bei einer Vorführung kennenzulernen oder gar an ihren eigenen Pferden anzuwenden oder anwenden zu lassen, denn sie lasen ebenfalls die Kritiken von Hunderten Pferdekennern, die alle behaupteten, dass die neue Methode gar nicht funktionieren könne.
Es gab aber eine sehr unabhängige, einflussreiche und intelligente Frau, die ebenfalls Montys Artikel las. Sie las auch die Kritiken der anderen Pferdetrainer, aber sie beschloss, diese gar nicht ernst zu nehmen, da ja keiner von denen die neue Methode überhaupt kennengelernt, geschweige denn ausprobiert hatte. Sie wusste, dass nur jemand ernsthaft darüber urteilen und berichten könnte, der die Methode kannte und vorzugsweise selbst getestet hatte. Da aber Montys Aussagen nur von einem kleinen Kreis seiner Freunde und Mitarbeiter bestätigt werden konnten, wollte sie auch nicht blind seinem Artikel glauben, denn es kann ja immer Leute geben, die sich aus oft unerklärlichen Gründen etwas ausdenken oder sich selbst täuschen.
Diese Frau war Königin Elisabeth II. von England, und die lud Monty ein, auf ihrem Anwesen in Anwesenheit ihrer Pferdetrainer und ihr selbst seine Methode vorzuführen. Man gab Monty zunächst einige Fohlen, die noch nie geritten worden waren, und später auch einige bekanntermaßen besonders schwierige und wilde Pferde. Ihm gelang es ohne Weiteres mit ihnen zu kommunizieren und innerhalb einer halben Stunde waren sie jeweils reitfertig.
Die Königin war dadurch von der neuen Methode überzeugt und ordnete an, sie fortan an ihren Gestüten anzuwenden und vermittelte Monty zahlreiche Vorträge in ihrem Königreich.
In der gleichen Situation befinden sich die Menschen, die nicht wissen, ob Gott existiert. Sie dürfen nur Berichte von Menschen ernst nehmen, die bereits Erfahrungen mit Gott haben. Sie könnten diese Berichte eigentlich schon deshalb ernst nehmen, da sie nicht nur von wenigen Personen aus einem engen Umfeld gemacht werden, sondern unabhängig voneinander von Millionen von Menschen, aber sie können sie auch testen, indem sie selbst beten, sich auf Gott einlassen und ihm ihr Leben übergeben, um so herauszufinden, ob man tatsächlich mit Gott kommunizieren und ihm vertrauen kann, und ob es übernatürliche Dinge gibt.
(Einige, die das jetzt lesen, werden denken: „Das wäre ja nicht ausgewogen. Diejenigen, die bereits Erfahrungen mit Gott haben, werden natürlich alle berichten, dass es Gott gibt.“ Antwort: Ja, das war bei Monty auch so, alle die seine Methode kennengelernt und ausprobiert haben, bestätigten, dass sie funktioniert. Aber es muss ja nicht so sein. Es könnte ja Trainer geben, die diese Methode richtig anwenden und trotzdem keinen Erfolg haben. Wer weiß, vielleicht hätte jemand entdecken können, dass bei irgendeiner bestimmten Rasse die Methode nicht funktioniere oder dass alles auf einem gigantischen Betrug beruhe und Monty überall in der Welt Helfer habe, die die Pferde zuvor manipulieren. Genauso könnte es ja auch passieren, dass jemand sein Leben Gott übergibt, betet und vielleicht sogar Übernatürliches oder Wunder erlebt, er aber hinterher herausbekommt, dass die vermeintlichen Wunder ein gigantischer Betrug waren, indem zum Beispiel Spione der Kirchen die Gläubigen in ihren Gebeten abhören und dann heimlich deren Gebetswünsche realisieren. Wenn jemand so einen Bericht veröffentlichte, müsste man ihn natürlich ernst nehmen. Wenn aber jemand sagt oder gar in Büchern schreibt, dass es Gott nicht gebe oder nicht geben könne, ohne selbst die geringste Erfahrung und Ahnung zu haben, kann man es natürlich von einer unvoreingenommenen, wissenschaftlichen und ernsten Herangehensweise ausgehend nicht ernst nehmen.)


Die Konzentrationslager und der Atheismus
An einer Hochschule erlebte ich einmal, wie ein Professor einen Studenten lächerlich machte, der gesagt hatte, dass er an gläubig sei und bereits persönliche Gotteserfahrung gemacht habe. Der Professor argumentierte logisch und philosophisch schlau und wollte damit beweisen, dass es Gott gar nicht geben könne. Ich gab ebenfalls Unterricht an derselben Hochschule und gesellte mich zu den beiden und erzählte ihnen ein Gleichnis:
„Eines Tages kam ich an einem kühlen Herbsttage auf einer Radtour durch ein kleines Dorf, als ein Regenguss begann. Da entdeckte ich eine kleine Dorfgaststätte und beschloss einzukehren und etwas zu essen. Es war mehr eine Kneipe, aber jedenfalls warm, und es gab auch einige einfache Dinge zu Verzehr. An der Theke standen mehrere Männer und ich wurde Zeuge, wie sie über Politik sprachen. Irgendwann erwähnte ein junger Mann das Wort Konzentrationslager, woraufhin ein älterer Mann, der schon zuvor das Wort geführt hatte, die anderen belehrte, dass Konzentrationslager niemals bestanden hätten und eine Erfindung der Politiker nach dem 2. Weltkrieg seien:
„Damals herrschte Krieg, mein Junge, und der Krieg stand auf des Messers Schneide. Die Rüstungsindustrie brauchte Arbeiter, denn die Männer mussten an der Front kämpfen. Hitler ließ für viel Geld Arbeiter aus anderen Ländern nach Deutschland anwerben und sogar zwangsrekrutieren. Jede Hand zählte, auch Gefangene, die in den Gefängnissen Zwangsarbeit leisteten. Aus welchem Grund sollte Hitler also Gefangene umbringen? Er hätte sich ja selbst geschadet!“ So und mit ähnlichen logischen Argumenten bewies er einleuchtend, dass es Konzentrationslager gar nicht gegeben haben kann.
Da erhob sich ein anderer alter Mann, der bisher im Hintergrund gesessen hatte und sagte: „Als Krieg war, war ich noch ein Kind und wir alle dachten in unserer Familie, dass es Konzentrationslager gar nicht geben könne. Aber mein Vater hatte als Schlosser einmal ein Geschäft mit der SS abgeschlossen, und um einige Vermessungen zu machen, fuhr er zusammen mit einem SS-Offizier zu deren Objekt, und ich saß auf der Rückbank des Autos. Und das Objekt lag mitten in einem Konzentrationslager. Die Männer dachten wohl, dass ein kleines Kind wie ich gar nicht verstände, was es sah, aber ich erinnere alles genau, bis heute.“

Gott und der Werwolf

„An Gott glauben? Das kann ich nicht. Gott ist für mich wie ein Werwolf. Beide existieren nicht.“
Diesen Satz schrieb ein Mann als Kommentar auf einer Seite im Internet. Aber er enthält einen absurden Denkfehler. Wir könnten den Mann fragen: „Wie viele deiner Freunde, Bekannten oder dir bekannte Personen haben schon einen Werwolf gesehen? Sicherlich keiner. Aber wie viele haben schon Gott gespürt oder ein Erlebnis mit ihm oder allgemein mit etwas Übernatürlichen gehabt? Sicherlich zumindest einige.“
Also, wie du siehst, ist Gott nicht mit einem Werwolf vergleichbar, sondern mit anderen ungewöhnlichen Dingen oder Personen, von denen einige behaupten, dass es sie gibt, wie zum Beispiel Mädchen, die islamistischen Gruppen gefangen, massenvergewaltigt und grausam verstümmelt wurden.


Der Atheist mit den kalten Füßen

Oskar und Max saßen in der Schule nebeneinander und malten ein Bild zum Thema Waldbrand. Trotz des „heißen“ Themas klagte Max: „Ich hab verdammt kalte Füße.“
Oskar sagte: „Hatte ich vorhin auch. Es zieht hier, weil die Fenster gekippt sind.“
„Und jetzt hast du keine kalten Füße mehr?“
„Nein.“
„Hast du sie bewegt?“
„Nee, wie denn, soll ich hier unter dem Tisch trampeln, oder wie? Ich konzentriere mich einfach auf meine Füße und wünsche mir, dass das Blut schneller kreist und die Füße wärmer werden. Und wenn das nicht hilft, bete ich darum. Den Trick hat mir mein Vater gezeigt.“
„Dein Vater? Man soll darum beten? Der muss wohl plemplem sein. Glaubt ihr etwa an Gott?“
„Mein Vater ja.“
„Und du lässt dich von so einem Quatsch anstecken?“
„Ich weiß nicht, ob mein Vater recht hat, aber der Vorteil ist, dass ich warme Füße habe.“
„Du glaubst doch nicht etwa diesen Schwachsinn?“
„Wie gesagt, ich weiß nicht, ob es Gott gibt, ich weiß nur, dass ich warme Füße davon bekomme.“
„So ein Quatsch. Das bildest du dir doch nur ein. Deine Füße können davon gar nicht warm werden, weil es Gott gar nicht gibt.“
„Woher weißt du das so genau?“
„Das weiß doch jeder.“
„Naja, wenn du meinst… ich kann dir nur sagen, selbst wenn es nur Einbildung sein soll, es ist sehr viel angenehmer, wenn die Füße sich warm anfühlen.“
„Du machst dir selber etwas vor.“
„Probier es doch selber einfach aus, vielleicht klappt es bei dir ja auch!“
„Das tu ich bestimmt nicht! Lieber hole ich mir Erfrierungen an den Füßen als das ich so einen Schwachsinn mache.“

Ja, Max würde sich lieber die Füße erfrieren lassen, als eine Erfahrung mit Gott zu machen. Die Angst davor, u.U, feststellen zu müssen, dass es Gott doch gibt und damit sein ganzes Leben damit auf den Kopf gestellt würde, ist größer als die Angst vor erfrorenen Füßen. Dabei ist dieser Fall leicht zu erklären. Selbst wenn es Gott nicht gäbe, würden schon allein psychologische Effekte die warmen Füße erklären, denn durch unser Denken kann, bei richtiger Konzentration und Übung der Blutfluss, der normalerweise unbewusst gesteuert wird, anscheinend etwas beschleunigt werden.
So ist es mit vielen Situationen im richtigen Leben. Nehmen wir einmal an, es gäbe Gott nicht und einem Wissenschaftler gelänge der Nachweis. Dann könnte er sich gelassen sagen: Jetzt habe ich endlich den Beweis erbracht, dass es Gott nicht gibt und Sicherheit in dieser Frage. Aber ich will das Ergebnis nicht veröffentlichen, denn sonst würden womöglich die Kirchen sich auflösen und damit Krankenhäuser und andere Einrichtungen schließen würden, ganz zu schweigen, dass Millionen von Menschen ähnlich wie nach dem Ende des Kommunismus in ein ethisches Loch fallen würden und teilweise dann ungehemmt ihren Egoismus leben würden, selbst wenn sie dazu kriminell werden müssten. Aber nun, da ich weiß, dass es Gott nicht gibt, kann ich in gewissen Situationen unverkrampft zu Gott beten.
Der Wissenschaftler wüsste dann, dass es Gott nicht gäbe, aber er nutzt die positive Energie des Gebetes für sich und empfiehlt vor allem seinen Kindern zu beten, damit sie in gefährlichen Situationen ruhig bleiben und unter anderem auch ihre kalten Füße bekämpfen können.  
Zur Zeit macht aber wohl kaum ein Atheist so etwas. Er hat nämlich im Grunde Angst davor, eine Gotteserfahrung zu machen, was er eben nicht möchte. Das zeigt aber deutlich, dass er eben nicht hundertprozentig daran glaubt, dass Gott nicht existiert. Würde man ihm irgendetwas anderes ungewöhnliches erzählen, würde er keine Hemmungen haben, das auszuprobieren. Zum Beispiel könnte man ihm sagen: „Du wirst es nicht glauben, aber in der Küche kann man einfach sagen: „Alexa, gib mir 100 Euro!“ und sogleich erscheint ein Hunderter auf dem Tisch.“
Hier würde der Atheist das abstreiten, aber wenn der Erzähler darauf bestünde, würde er es hemmungslos ausprobieren. Er hätte nichts zu verlieren. Hätte man aber etwas mit Gott erlebt, würde er sich hüten, es nachzuahmen, denn er könnte sein Weltbild verlieren.


Wenn ein Auto nicht gut funktioniert oder wir nicht damit klarkommen, nützt es nichts, dessen Existenz zu bestreiten.